Der Bauausschuss der Gemeinde Gauting hat diese Woche den Planfeststellungsbeschluss zur Eisenbahnüberführung Königswiesen zur Kenntnis genommen. Dabei handelt es sich um eine Straßenausplanung von vorvorgestern. Und zwar einseitig ausgerichtet auf freie Fahrt für den KFZ-Verkehr. Die Hauser Strasße wird auf sagenhafte 7,20 Meter verbreitert. Die Nebenstraßen werden für den PKW-Begegnungsfall stark aufgeweitet damit der Autoverkehr möglichst schnell von der Kreisstraße abbiegt. Die Situation für die Schulkinder wird damit unübersichtlicher und gefährlicher.
Schulwege, Fußgänger und Radfahrer spielen insgesamt eine untergeordnete Rolle. Den Planern ist ja erst auf Bürgereingaben hin aufgefallen, dass die Treppe zur Ulrichskapelle verschwunden war und die Kreisstraße – obwohl innerorts – streckenweise gar keine Gehwege hat.
Mit der Tektur 1 sind dann kleine Verbesserungen der Planung vorgelegt worden und die Treppe zur Ulrichskapelle wieder aufgetaucht. Leider gibt es nun aber die Tektur 3. Da lesen wir mit höchster Überraschung, dass gar kein Radweg mehr vorgesehen ist. Radfahrer sollen nun auf der breit ausgebauten Straße fahren und sich zum Linksabbiegen in den von hinten heranfließenden Berufs- und Schwerlastverkehr stellen. Alles kein Problem befindet das EBA. Laut Norm „RAST06 Nr. 6.1.7.2“ könne man innerorts problemlos auf der Straße radeln.
Eine sorgfältige Betrachtung der besonderen Verkehrssituation an der Königswiesener Unterführung hat nicht stattgefunden. Damit ist an dieser Stelle eine Sicherheitsfalle für Radfahrer vorprogrammiert.
Atemberaubend ist das der Landkreis zeitgleich (sic !) eine Machbarkeitsstudie mit einem durch die Unterführung verlaufenden Schnellradweg vorstellt.
Die Vorgehensweise des Eisenbahnbundesamtes ist normenfixiert, alltagsfremd und bürgerfern. Die Bahn wiederum hat durch die Finanzierungsvereinbarungen mit dem Bundesverkehrsministerium kaum Handlungsspielräume.
Welche Eltern werden ihre Schulkinder dort auf die Straße lassen. Zumal der Schwerlastverkehr ja auch noch kommen wird. Also wird es bei den üblichen Gautinger Verhältnissen bleiben. Heftiger Radverkehr, wo er nicht sein soll – nämlich auf dem Gehweg, Und viele Schulkinder weiterhin im Elterntaxi.
Rettungsdienst vor Ort in zehn Minuten ? Das EBA befindet, dass darauf kein Anspruch besteht. Also wird man in Königswiesen zwei Jahre lang etwas länger auf die Feuerwehr warten müssen.
Tempo 30 an dieser Stelle? Das EBA sieht sich weder zuständig noch wird die Notwendigkeit gesehen.
Diese Planung ist höchst bedauerlich. Zumal Königswiesen dafür verkehrlich anderthalb bis zwei Jahre lang von Gauting abgeschnitten werden wird. Auch hier ist eine Verkürzung der Bauzeit – so das Eisenbahnbundesamt – angeblich nicht möglich. Das ist ein Trauerspiel.
Den BürgerInnen ist es zudem nicht zu vermitteln dass man für 200 Meter Strassenbau anderthalb Jahre braucht und die eigentliche Maßnahme – der Brückenbau – in wenigen Wochen abgeschlossen sein wird.
Wir haben einen Antrag formuliert, um wenigsten einen kleinen Aspekt der Planung zu korrigieren. Die Königswieser Straße ist ja jetzt Fahrradstraße. Das ist aber den Planern offensichtlich entgangen. Leider wurde selbst dieser Antrag von der Bürgermeisterin abgelehnt, da ja nun mit dem Planfeststellungsbeschluss eine Rechtstatsache entstanden wäre.
Also wird in Königswiesen eine aus der Zeit gefallene Planung für wahrscheinlich am Ende fast 10 Millionen Euro umgesetzt. Dabei wird das Ortsbild mit schätzungsweise über 1000 Tonnen Beton für eine meterhohe Betonstützwand zerstört. Wofür das alles ? Damit der Autoverkehr „flüssiger“ – also noch schneller als jetzt – durch Königswiesen rollt.
Und damit auf den LKW-Navigationsgeräten eine Alternative zur B2/Westumfahrungsroute in Starnberg erscheint.
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